Ausbildungsprogramm zu Schmuckschmiedinnen in Kabul -  Visions4Children

Ausbildungsprogramm zu Schmuckschmiedinnen in Kabul

Kabul, Afghanistan
Projektstart: 2022

Die Arbeitsplatzsituation in Afghanistan ist derzeit katastrophal: Die Arbeitslosigkeit hat sich seit der Machtübernahme der Taliban fast verdoppelt. Die Chance auf einen Ausbildungsplatz ist gering – für Frauen im Besonderen. In manchen Berufszweigen dürfen sie gar nicht mehr tätig sein. Trotz der weiterhin unsicheren Lage in Afghanistan planen wir diesen Herbst den Start eines ganz neuen Projekts: ein Ausbildungsprogramm für junge Frauen in Kabul zu Schmuckschmiedinnen. Die Zusage für Grundfinanzierung und Umsetzung aus Deutschland haben wir nach vielen Unsicherheiten im letzten Jahr endlich erhalten! Aktuell warten wir auf die finale Freigabe der afghanischen Ministerien.

 

Dank eurer Spenden konnten wir in einer Verdopplungsaktion mit dem Stiftungsfonds Aurora Borealis 2022 wichtige Grundpfeiler des Programms sichern. Zum einen die technische Ausstattung des Ausbildungscenters in Kabul, zum anderen die Gehälter der ausbildenden Goldschmied-Meisterin, der Projektleiterin und das Ausbildungsgehalt der 15 Programmteilnehmerinnen.

Über das Ausbildungsprojekt: Schmuckschmiedinnen in Kabul

Das Ausbildungsprogramm zur Schmuckschmiedin schafft sowohl für junge Schulabsolventinnen als auch für Frauen, die nach ihrem Abschluss vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen waren, realistische und vor allem vielfältige Arbeitsmöglichkeiten in der Schmiedekunst. Das neunmonatige Ausbildungsprogramm umfasst eine umfangreiche praktische Ausbildung, in der die Teilnehmenden die unterschiedlichen Fertigkeiten der Handwerkskunst erlernen. Zudem wird theoretisches Wissen vermittelt, welches von Englisch-Unterricht über Marketing und Design bis hin zur Buchführung unterschiedliche Disziplinen abdeckt. Neben theoretischen sowie praktischen Ausbildungsphasen ist es das Ziel des Ausbildungsprogramms die Teilnehmerinnen dazu zu befähigen, selbstständig oder auch angestellt zu arbeiten und sich ein Netzwerk mit anderen Schmied*innen aufzubauen.

Ausgangssituation

Aus der langjährigen Projektarbeit von Visions for Children e.V. an Schulen wuchs das Bewusstsein für die eingeschränkten Möglichkeiten der Schulabgängerinnen in Afghanistan. In Befragungen und Interviews erzählten uns die Schülerinnen der weiterführenden Schulen, dass ihre Chancen, eine qualifizierte Ausbildungsmöglichkeit oder einen Arbeitsplatz zu finden, oftmals gering wären. Hinzu kommt, dass viele Schülerinnen aus wirtschaftlich schwachen Verhältnissen die Schule vorzeitig abbrechen, um im Haushalt oder Familienbetrieb mitzuarbeiten.

 

Für Frauen hat sich die Lage seit der Übernahme der Taliban im Besonderen verschlechtert: Sie dürfen in manchen Berufszweigen nicht mehr tätig sein und in einigen Provinzen keine weiterführenden Schulen besuchen. Trotz dieser immensen Einschränkungen auf die individuelle Freiheit der betroffenen Frauen, besteht kein generelles Arbeitsverbot. So ist die Teilnahme von Frauen am Arbeitsmarkt oder an einem Ausbildungsprogramm nicht in allen Branchen verboten. Nehmen Frauen am Arbeitsmarkt teil, müssen sie sich von ihren männlichen Arbeitskollegen separieren. In Gesprächen mit den Ministerien der Taliban-Regierung stellte sich zunehmend heraus, dass innerhalb der Schmiedekunst die Arbeit von Frauen und die Ausbildung von Frauen auch weiterhin möglich bleiben wird.

Lösung

Das Ausbildungsprogramm zur Schmuckschmiedin umfasst 15 Plätze für junge Frauen im Alter von 17 bis 35 Jahren. Die Altersspanne der Teilnehmerinnen ist bewusst breit gewählt. So können sowohl Schulabsolventinnen als auch Frauen, die aus privaten Gründen nach der Mittel- oder Oberstufe aus dem Bildungssystem ausgeschieden sind, an dem Ausbildungsprogram teilnehmen. Viele Frauen hegen den Wunsch nach einer Ausbildung, um die finanzielle Situation der Familie zu verbessern.

 

Während des neunmonatigen Ausbildungsprogramms erhalten die Teilnehmerinnen neben einer praktischen Ausbildung zur Schmuckschmiedin, auch eine theoretische Ausbildung. Der praktische Teil der Ausbildung besteht aus drei Phasen: die Vermittlung der Grundkenntnisse, die Vertiefung des Erlernten und die Spezialisierung im Handwerk sowie die Anfertigung eigener Schmuckstücke. Kenntnisse in Englisch und im Marketing sind vor allem im Materialeinkauf und Vertrieb sehr wertvoll und daher im Ausbildungsplan ebenso vorgesehen. Zudem ist ein breites Programm an unterschiedlichen Workshops Teil der Ausbildung. Sie vermitteln grundlegendes Wissen in den Bereichen Gesundheit, Buchführung, Design und Selbständigkeit.

 

Das Ziel des Programms ist, dass die Teilnehmerinnen mit erfolgreichem Abschluss des Ausbildungsprogramms dazu befähigt sind, selbstständig tätig zu werden oder eine Anstellung in einer Werkstatt annehmen zu können. Um sie für den Beginn am Arbeitsmarkt zu stärken, erhalten die Teilnehmerinnen ein individuelles Startpaket – ganz auf die Bedürfnisse der Absolventinnen zugeschnitten.

 

Die Kosten des Programms liegen bei insgesamt 160.000€. 70.000€ sind bereits durch das deutsche Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung abgedeckt – 90.000€ müssen noch finanziert werden. Den ersten Meilenstein dafür wollen wir gemeinsam mit euch und den Stiftungsfonds Aurora Borealis schaffen. 25.000€ kosten die Grundpfeiler der Ausbildung; das Gehalt der Ausbilderin und der Auszubildenden sowie der Leiterin des Ausbildungszentrums und die technische Ausstattung. Die Stiftungsfonds Aurora Borealis verdoppeln jede Spende bis zu diesem Ziel!

Warum eine Ausbildung als Schmuckschmiedin?

Die Schmiedekunst ist in Afghanistan hoch angesehen – auch die Schmiedearbeiten von Frauen. Schmiedinnen genießen einen sehr hohen sozialen Stellenwert. Für filigrane und sehr sorgfältige Schmuckstücke wird die Arbeit von Frauen oftmals sogar bevorzugt. In unseren Befragungen junger Frauen in Afghanistan stellte sich heraus, dass der Wunsch nach einer Ausbildung im Schmuckhandwerk groß ist. Größer sogar als das bereits etabliertere Angebot von Ausbildungsprogrammen zu Näherinnen. Neben dem gesellschaftlichen Stellenwert bietet das Schmiedehandwerk zudem nachhaltige Arbeitsplatzmöglichkeiten, da die Nachfrage an der Handwerkskunst sehr hoch ist.

Projektpartner: DAART

DAARTT – Danish Assistance to Afghan Rehabilitation and Technical Training – wurde 2003 von der Danish People’s Aid (DPA) mit dem Ziel gegründet, in Afghanistan Bildung durch den Bau von Bildungsstätten und die Durchführung von technischen Fortbildungen zu fördern. Seitdem hat DAARTT mehr als 200 Gebäude gebaut und sowohl Trainings für diverse Fortbildungen für Mitarbeiter*innen von afghanischen Ministerien als auch für die unterschiedlichen Zielgruppen der Bildungsstätten gegeben. Das Kernpersonal besteht aus sehr erfahrenen afghanischen Mitarbeiter*innen. Darüber hinaus kann DAARTT auf ein Netz internationaler Expert*innen zurückgreifen.

Über den Stiftungsfonds Aurora Borealis

Über die Dachstiftung der GLS Treuhand haben sich Anfang der 2000er die Stiftungsfonds Aurora Borealis gegründet, die durch ein IT-Unternehmen finanziert werden. Bislang lag der Fokus der Stiftungsfonds auf der gezielten Förderung von Projekten in Nepal. Die Unterstützung von Visions for Children e.V. erweitert das Portfolio der Stiftungsfonds seit 2019 um das Projektland Afghanistan.

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